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07
01 12 Gelsenkirchener Barock?
Gäbe es "Karambolage" nicht, man müsste es erfinden!
In seiner unvergleichlichen Art und Weise, inhaltliches Wissen visuell zu vermitteln, befasste sich diese ARTE-Sendung, wie ich die Tage entdeckte, auch einmal mit dem nach meiner Heimatstadt benannten Phänomen des "Gelsenkirchener Barock". Und dank Nanophant ist das auch über Vimeo anzusehen: http://vimeo.com/27143440 Die Geschichte des Gelsenkirchener Barock ist eine der Gegensätzlichkeiten, eines extremen Dafürs oder Dagegen - eine Geschichte des Kitsches eben. Je nach Betrachtungsweise sind die Seiten in diesem soziokulturellen Spiel entweder klar definiert, oder im Gegenteil durch ihr humorvolles Changieren interessant. Sehnsüchte, Sozial-Romantik, Talmi, Status, Neid, Überheblichkeit, Spott, Selbstironie, Reichtum, Armut, soziale Abgrenzung / Ausgrenzung / Diskrimierung, Wirtschaftswunderstimmung, Dekadenz - und vor allem das Kollidieren und Ausdiskutieren verschiedener Kulturbegriffe - im Gelsenkirchener Barock steckt das alles. Auch hier in Gelsenkirchen sind die Barockschränke schon vor langer Zeit mehrheitlich auf den Sperrmüll gewandert. Ich kenne sie bereits nur noch als Museumsstück und nicht mehr als Alltag. Gerade in Gelsenkirchen ist der Blick auf sie heute meist positiv, sicher auch romantisch verklärt. Klar, ist ja auch unser Stil. Doch mehr als das, auch ein starker Gefühlsträger. Ein Gelsenkirchener-Barock-Schrank ist heute ein besonderes, seltenes Stück, und sowohl Heimatliebende als auch Zeitgenossen mit einem gewissen Gespür für die Ästhetik von Widersprüchlichkeit schätzen sich glücklich, wenn sie noch einen besitzen. Stil- und sozialgeschichtlich scheint die Sache indes, spätestens seit der 1991er Ausstellung im städtischen Museum Gelsenkirchens, mit der man den Begriff (nicht zuletzt im Sinne des Stadtmarketings) endgültig "aufarbeiten" wollte, relativ ausdiskutiert. Den, soweit ich weiß, einzigen substanziellen, über die vielen im Netz auffindbaren Beschreibungen dieses häuslichen Manierismus deutlich hinausgehenden Blick auf den Gelsenkirchener Barock lieferte Jürgen Kramer mit seinem Text "Sind wir denn barock?", den er 2009 für das Buch "Gelsenkirchener Geschichten - Eine Stadtbereisung" schrieb. Er hebt den plattgequasselten Begriff hier auf eine ganz andere - universelle - Ebene und bietet an ihm unter Rückgriff auf die Werte und Empfindungswelten der historischen Epoche des Barock in Relation zur Geschichte des Ruhrgebietes gar den Entwurf einer Lebensauffassung des gemeinen Gelsenkircheners / Ruhrmenschen an. Ob man ihm zustimmt, bleibt dem jeweiligen Leser überlassen. Ich für meinen Teil kann dem viel abgewinnen. Wieviel Barock steckt in uns? Die entsprechende Buchseite ist hier als PDF herunterladbar: http://www.gelsenkirchener-geschichten.de/buch/pdf/075_barock.pdf
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