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04 12
Portrait einer alten Frau

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Ein Gemälde des heute fast vergessenen deutschen Malers Balthasar Denner (1685-1749).

Der in Altona geborene Denner war als Künstler ganz schön erfolgreich. Er malte für illustre Auftraggeber (Herzog, König, Zar & Co.) und reiste mitsamt Familie beständig von Hof zu Hof. Alles von Rang und Namen wollte von ihm gemalt werden. Sein "Portrait einer alten Frau" verglichen Zeitgenossen gar enthusiastisch mit der Mona Lisa. Kann man als Künstler noch höher steigen?

Doch so gefeiert Denner zu Lebzeiten war, so herabgewürdigt wurde er von den Kunstkritikern späterer Epochen. Seine höchst genaue und technisch perfektionistische Malweise wurde als Beispiel einer leblosen und oberflächlichen Salonmalerei gegeißelt und als solche fast sprichwörtlich. Heute ist Denners Werk im Schatten der Magazine verschwunden und der Öffentlichkeit kaum noch bekannt, bzw. präsent. In der deutschen Wikipedia beklagt ein Autor gar, man fände im Netz kaum mehr über Denner als eben diesen Wiki-Artikel.

Ich denke, Denner ist ein typisches "Opfer" eines klassischen "Mechanismus" der Kunst. Wer zu Lebzeiten anerkannt ist, der "passt" in seine Zeit und steht für sie, wird später auch mit ihr identifiziert. Doch darüber hinaus hat er den folgenden Generationen meist nicht mehr viel zu sagen.
Wer dagegen seiner Zeit voraus war und anders als seine Zeitgenossen, Avantgarde eben, der ist möglicherweise verkannt und verarmt gestorben, erfährt irgendwann später jedoch, wenn Zeit und Gesellschaft "reif" sind für ihn, seine Sternstunde und wird gleichsam "unsterblich". Zahllose historische Beispiele ließen sich da finden.

Doch jenseits von diesen sich immer aufs neue wiederholenden Prozessen im Wechselspiel zwischen Kunst und Zeitgeist, wird "gute Kunst" doch immer auch noch von etwas anderem getragen und ausgezeichnet - jenem Funken, der die zeitlose Qualität eines Bildes ausmacht, jenem kaum zu fassenden Moment der Berührung - im ganz privaten Kunsterlebnis.

In dieser Hinsicht war das "Portrait einer alten Frau" für mich wieder einmal einer der besonderen Funde. Und entgegen dem historischen Vergleich des Bildes mit Leonardos geheimnissvoller Ikone Mona Lisa wirkt diese Dame auf mich wesentlich näher, irdischer und lebendiger. Ein Bildnis menschlicher Schönheit weitab jeglicher Schönheitsideale.

Mehr:
http://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_Denner







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Balthasar Denner
Zitat Pito:
In dieser Hinsicht war das "Portrait einer alten Frau" für mich wieder einmal einer der besonderen Funde. Und entgegen dem historischen Vergleich des Bildes mit Leonardos geheimnissvoller Ikone Mona Lisa wirkt diese Dame auf mich wesentlich näher, irdischer und lebendiger. Ein Bildnis menschlicher Schönheit weitab jeglicher Schönheitsideale.
Zitat Ende.

Habe mich einige Zeit mit Denners Bilder beschäftigt und schließe mich voll und ganz deiner Meinung an.
Ich verneige mich und ziehe meinen Hut vor Denners Kunst.
 
Weißt Du denn vielleicht auch, was die Jahreszahl unten rechts zu bedeuten hat? Mit seinen Lebensdaten deckt sie sich ja nun nicht. Oder ist das am Ende nur eine Inventarnummer der Ermitage, wo sich das Bild heute befindet?
 
Pito, das ist keine Jahreszahl.
Üblich sind diese Zahlen als Bestandsnummern in staatlichen Gemäldesammlungen.
Im Regelfall befinden sich diese Zahlen auf der Rückseite auf dem Keilrahmen des Bildes.
In Russland hat man auch Beutegut mit Zahlen versehen und in Listen aufgenommen.
 
Beutegut - das könnte ein Stichwort sein. Wer weiß . . .

Hier mal ein Link zu Denner in der Ermitage: KLICK
Oder auf Russisch: клик
 
Faszinierend wie lebensecht, fast fotorealistisch das Gesicht wirkt. Wer ist denn heutzutage noch in der Lage so zu Malen? Danke Pito, für diesen wertvollen Tipp.

Was zeitgenössisch so alles als "Kunst" bezeichnet wird, Du lieber Himmel: http://blauschäfer.de/

EDIT - Kommentar zur Blauschäferei: http://snipurl.com/23b5026
 
Vielen Dank für's Zeigen. Ein äußerst faszinierendes Gemälde, das ich überhaupt nicht kalt und fern finde. Allein, wie das Spiel mit Schärfe und Unschärfe das Gesicht der Dame beinahe fotografisch in den Fokus rückt, finde ich spannend. Zugleich wirkt es auf mich durch die Unschärfe auch weich.

Übrigens finde ich, wenn man solche Gesichter sieht, kann einem das die Angst vor dem Altwerden nehmen. Dem wohnt mehr Schönheit inne als jedem vom plastischen Chirurgen glattgezogenen Gesicht - wobei seinerzeit an so etwas ja ohnehin noch nicht zu denken war und das vielleicht die Selbstverständlichkeit auch der Darstellung alter Gesichter erklärt, die heute aus der Wahrnehmung beinahe vollständig verschwunden sind bzw. verdrängt werden.
 
Außer einer Herde konformistischer blauer Duckmäuserschafe habe ich doch tatsächlich noch etwas Substanzielles gefunden:

http://snipurl.com/239r4qv

Ein Manifest der Kunst
 
Sie macht einen klugen und menschenfreundlichen Eindruck auf mich, hätte ich gerne gekannt.

Wer war sie?
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Last update: 2018.11.20, 18:44
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