Heute vor zwei Jahren starb Jürgen Kramer.

Ist er vergessen? Nicht im geringsten. Immer noch taucht er hier und dort auf, wird präsent, und das nicht nur an seinem Geburts- oder Sterbetag. Er hat deutlich Spuren hinterlassen.

Im Januar 2009 hatten gats und ich ihn mehrere Tage hintereinander in seinem Atelier im Erdgeschoss einer ehemaligen Grundschule in Gelsenkirchen-Bulmke besucht und beim Malen beobachtet. Das Ergebnis war der Film "Stand by"

Doch bereits im Vorfeld, im Dezember 2008, hatten wir uns eines kalten Abends zur Vorbesprechung dieses Projektes dort getroffen. Wie so oft hatte ich die Kamera dabei und begann, meiner Gewohnheit folgend, einfach zu filmen. Zu sehen gab's da einiges, das weiß jeder, der einmal das Atelier von Jürgen Kramer betreten hat. Er selbst saß derweil auf seinem abgewetzten Sofa und sah dem halb belustigt, halb abwinkend zu. Dass sein Chaos für jemanden so interessant sein konnte ...

Die Aufnahme war spontan, erst einmal keiner weiteren Verwendung zugedacht und verschwand dementsprechend bis auf weiteres in einem Karton in meinem Schrank. Fast fünf Jahre ist das nun her.

Doch irgendwie hatte ich immer im Hinterkopf, dass es da doch noch diese Aufnahme gab. Nun gestern habe ich mich dann daran gemacht, sie zu suchen. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich die Kassette damals überhaupt beschriftet hatte. Nach dem Durchspulen zahlreicher unbeschrifteter Bänder (was auch ein paar überraschende Nebenbeifunde zu Tage brachte) sah ich dann nach etwa drei Stunden endlich die Eingangstür zu Jürgens Atelier. Gefunden!

Diese Aufnahmen sind keine große Kunst, das sage ich gleich. Aus der Hüfte geschossen sind sie und vielleicht etwas hastig. Doch diese Bilder sind definitiv das letzte Unveröffentlichte, was ich von Jürgen noch habe. Sein Atelier ist nun schon lange aufglöst, sogar das Haus wurde abgebrochen.

Viel Spaß beim Atelierbesuch.




https://vimeo.com/80082799