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13
02 13
"Amen, das sage ich Euch:
Wer das Reich Gottes nicht so annimmt,
wie ein Kind,
der wird nicht hineinkommen. "

Markus 10.15







 
 
07
02 13
Zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält!
Das ist der alte Wunsch, den Goethe seinen aus Prinzip rastlosen Helden Faust stellvertretend für viele suchende Geister ausrufen lässt. Und obwohl er ja im Grunde schon weiß, dass er nichts wissen kann, sucht und forscht er natürlich dem zum Trotz weiter.

Und so tut es bis heute unablässig eine ganz besondere Gruppe von Leuten, die Physiker - die Teilchenjäger, die Welttheoretiker, die "Gottessucher". Letztere Bezeichnung würden sich sicher nicht alle von ihnen gefallen lassen.

Mit der Physik ist es schon seit langem so: Was in unseren Schulbüchern steht, sind allerhöchstens grundlegendste Basics, und was Stephen Hawking in seinen Bestsellern schreibt, kann auch nie mehr sein, als der Abglanz einer Wissenschaft, die sich mit ihren Denkmodellen regelmäßig selbst überholt. Die Zeiten, als die Physiker vom unteilbaren "atomos" sprachen, sind lange passé, Antike geradezu. Die Ebene von Elektronen, Neutronen und Atomkern ist ebenfalls lange durchgekaut, und die noch kleineren Teilchen mit dem lustigen Namen, die Quarks, wurden, was den Größenmaßstab der Denktheorien angeht, wohl auch schon lange unterschritten. Die Stringtheorie fällt mir noch ein, derzufolge alles und jenes aus absolut unglaublichen winzigen fadenförmigen Elementen bestehen soll. Man befrage mich dazu bitte nicht genauer.

Und so geht das immer weiter. Ständig was neues. Eine Theorie löst die andere ab und treibt den Blick immer tiefer hinein in den Aufbau des Universums. Materie, Licht, Energie, Alles, Nichts. Die Physik, von ihrer Natur her ja eine Naturwissenschaft, ist längst in solche Denkfernen entgallopiert, dass sie dem Laien, und das sind vermutlich etwa 99,768 % der Menschen, wie eine gänzlich abstrakte Liebhaberei erscheinen muss. Was treiben die da???

Anschaulich wird der physikalische State of the art für uns "Normalos" allerhöchstens noch in eindrucksvoll aussehenden Groß-Apparaten, wie dem riesigen, ringförmigen Large Hadron Collider, der Nostradamus bereits vor Jahrhunderten dazu veranlasste, den zukünftigen Bewohnern von Genf zu empfehlen, das Gebiet fluchtartig zu verlassen.

Wie gut, dass es da noch Leute gibt, wie den Physik-für alle-Erklärer Prof. Harald Lesch. Wikipedia-Hopping führte mich kürzlich auf eine noch relativ neue Art von der Fachwelt heißdiskutierter Teilchen - die Bosonen - und seine Erläuterungen dazu. Der Mann ist immer hörenswert, also bitte:

http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/alpha-centauri/alpha-centauri-bosonen-2003_x100.html

Aha.

Nun sind Bosonen also die Teilchen, die die Kräfte zwischen den Atomen, hier Fermionen, vermitteln und sie damit beieinander halten. Ohne die Bosonen, würden die Atome auseinander stieben und das, was uns Makrowesen als feste Materie erscheint, würde gar nicht existieren. Ohne Bosonen keine Welt.

Bosonen - die Kräfteausgleicher, die Atombefreunder, die Gemeinschaftsstifter, die Strukturentwickler - so unscheinbar und doch so immanent wichtig. Beim Schauen des obigen Beitrages schoss mir ein Gedanke in den Kopf: Jetzt weiß ich endlich, was Astrid ist. Sie ist ein Boson!

Astrid, für alle, die sie nicht kennen, ist ein bemerkenswerter Mensch, ein auf besondere Art soziales Wesen. Sie spiegelt auf hohem Level. Sie ist enorm intuitiv und darin erstaunlich sicher. Sie lebt, so scheint es oft, zur einen Hälfte in sich und zur anderen in ihrem Gegenüber, in den Menschen ihres sozialen Umkreises. Sie ist in hohem Maße empfänglich und schwingt mit ihrer Umgebung.

Das ist nicht immer nur ein Quell von Freude, gewiss nicht. Als ein solcher Vermittler von Energieflüssen zwischen Menschen muss sie auch viel Leid empfinden und ertragen, vielleicht mehr als einem Menschen normalerweise zuzumuten ist. Lachen und Weinen liegen da sehr nah beeinander, überschneiden sich oft gar. Passion.

Astrid ist auch Lehrerin und als solche eine echte Begabung, natürlich. Sie unterrichtet privat Kinder, Jugendliche und Erwachsene, und das mit ganz besonderem Einfühlungsvermögen. Und natürlich verdanke auch ich selbst Astrid viel; sie arbeitet unablässig an nicht weniger als meiner schrittweisen "Verfestigung".


Ja, also, das passiert, wenn ein unlogisch denkender Mensch wie ich, sich Sendungen über Teilchenphysik ansieht. Ich lande, inspiriert von den Boson-Teilchen, bei Astrid und damit einer ganz anderen Art der Kosmologie. Ich selbst bin nämlich auch ein Teilchensucher, jedoch forsche ich nach solchen der Lebensphilosphie. Auch ich frage nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, nur dass ich, immer auf der Spur des Glücks, im Grunde schon weiß, was es ist. Doch bekanntermaßen ist es ja gar nicht die Antwort, die zu finden es gilt, - sondern die Frage.

Den emsigen Suchern der physikalischen Teilchen möchte ich von dieser Warte aus zurufen:
Was treibt ihr da??? Was sucht ihr? Worum geht es denn tatsächlich? Was ist wesentlich? Liegt nicht alles offen vor uns? Schaut doch mal hin! Ihr versteht nicht? Na, dann müsst ihr wohl noch weiter eure Teilchen jagen. Viel Spaß!

Habe Astrid das heute erzählt:
"Ich weiß jetzt, was du bist. Ein Boson!"

Sowas kriegt man ja auch nicht alle Tage gesagt.







 
 
06
02 13
Das leichteste der Welt
von Kid Kopphausen.








 
 
30
01 13
Dekadensprünge in Baltik-Braun
Auf dem Vorgelände des Knappschaftskrankenhauses Recklinghausen fesseln sonderbar comicartig geformte, hauptsächlich in erdigem Orange gehaltene, glasierte Betonskulpturen, in etwa große pseudo-psychedelische Pilze darstellend, uns unvorbereitete Betrachter. Kinderspielgerät? Oder Stilelement?

Unter einem langgezogenen Vordach, getragen von dicken, Ypsilonförmigen Betonträgern mit zahlreichen Rauchverbotsschildern daran, gehen wir dann über zwei verschiedene, miteinander abwechselnde Bodenbeläge auf den Haupteingang des Krankenhauses zu. Dieser besteht aus einem dunklen schlauchartigen ins Gebäude hineinführenden Tunnel auf der linken Seite und einem parallel dazu verlaufenden helleren Glaskorridor auf der rechten, der den eigentlichen Eingang darstellt und durch eine breite automatische Drehtür betreten wird. Ein buchstäblich zweischneidiger erster Eindruck. Gleich dahinter in diesem merkwürdigen Zwischen-drinnen-und-draußen begrüßt uns eine Fotosammlung der Krankenhausbelegschaft. Nach Passage des Korridors verstehen wir dann auch den Sinn des dunklen Tunnels auf der linken Seite - das ist nämlich der Notausgang, der hier verblüffend funktional gedacht mit dem Haupteingang gleichgeschaltet wurde.

Nun das Foyer, die Eingangshalle, der erste Raum des Krankenhauses, jener für die Funktion des ganzen Gebäudes wichtige Ort, an dem Architektur und hauseigenes Leitsystem den noch ortsfremden Besucher in Empfang nehmen und leicht verständlich in die richtige Richtung leiten sollten. Mit der richtigen Gestaltung einer solchen "Verteilerebene" und ihrer Signaletik befassen sich ganz sicher Seminare im Studiengang Architektur. Wir schauen uns einen Moment lang verwundert um. Das gibt's doch gar nicht.

Zuerst fällt auf, dass der ganze Bereich gestalterisch von jenem dumpfbraunen, auf Glanz polierten Platten-Stein mit runden, kackfleckenartigen Einschlüssen dominiert wird, der sich mit fachlichem Namen "Baltik Braun" nennt, in Finnland abgebaut wird und uns allen seit den 1970er und -80er Jahren hinlänglich aus sämtlichen deutschen Innenstädten bekannt ist, vor allem in Zusammenhang mit deren neueren Häßlichkeiten, zum Beispiel als aufdringlich-glatte Fassadenverkleidung unangenehmer Arzthäuser, abgeschrägte Randeinfassung an Schaufenstern von Sparkassenfilialen und Kettenbäckereien, verdunkelndes Moment ohnehin schon dusterer und völlig verplanter Gebäudepassagen mit Uringeruch und mir ganz konkret auch noch als quadratische, leicht fettige Tischplatte in Pommesbuden.

Ein Lieblingsmaterial dieser Dekaden. Alles musste schwarz, braun oder orange sein. Warum? Ein Geheimnis.

Nun der zweite Aha-Moment: Dieses Krankenhaus hat Rolltreppen. Schmale Ein-Personen-Rolltreppen, die den Raum mit sonorem Brummen erfüllen. Die müssen der letzte Schrei gewesen sein, damals, bei Einweihung des Hauses. So modern. Geradezu spacig. Hier fahren die Kranken mit der Rolltreppe zum Doktor! Heute, und erst recht mit ihrer vollflächigen Baltik-Braun-Einfassung, verbreiten sie den Esprit einer durch Gebrauch nachgedunkelten Ubahn-Station. Erst irritierend, dann witzig: das mindestens an vier Stellen platzierte Edelstahlschild mit abgerundeten Ecken und einem Piktogramm, das vor Befahren der Rolltreppen mit überlanger Kleidung warnt. Jetzt sind wir endgültig im Bereich des Nahverkehrs angekommen. Dann dazu passend ein Stilbruch: die Seitenwand der Rolltreppenanlage ist mit einer bunten Teppichgestaltung beklebt, inklusive Künstlersignatur. Licht strömt übrigens von oben durch weiße, im Laufe der vielen Jahre leicht angegilbte Plastiklamellen.

Der nächste Blick fragt: Wohin müssen wir denn nun eigentlich? In anderen Krankenhäusern gäbe es jetzt eine große, freundlich und deutlich beschriftete Tafel, die uns mit Pfeilen die Richtung zu den verschiedenen Abteilungen wiese. Nicht so hier.

Also, geradeaus flüchtet der Raum schräg und leicht ansteigend hinter die Rolltreppen auf relativ weit entfernte Aufzüge zu. Noch davor gibt es allerdings die Möglichkeit durch zwei hintereinanderliegende Glastüren ein Treppenhaus zu betreten. Links davon sieht man zuerst einen roten Stehtisch mit einem roten Sonnenschirm und einer roten Spendensammelbox, dann das originale Architekturmodell, mit dem die Architekten damals den Bauherren ihren Entwurf vorstellten und, wie wir wissen, auch verkauften, dann eine Glasvitrine mit Büchern aus der Krankenhausbücherei und schließlich, ganz linkerhand, ein irgendwann im Laufe der Baugeschichte nachträglich eingebauter Wartebereich, der sich aktuell, in auffälligem Gegensatz zum Rest, als postmoderne Polsterzone mit in Mauve gehaltenen Blumenbildern präsentiert. Inzwischen fällt uns auch auf, dass in den hellbraunen Wandpanelen uns schräg gegenüber fast unsichtbar Türen zu Toiletten eingelassen sind (da müssen wir grad mal hin) und gleich daneben ein enger Wurmfortsatz von Seitengang auf eine Tür mit der Aufschrift "Kreißsaal" hinführt.

Wollte man die Bewegungsrichtungen der wegsuchenden Menschen in diesem Krankenhaus-Eingangsbereich grafisch darlegen, was dessen spätmoderne Architekten damals bestimmt in irgendeiner Form getan haben, dann ergäbe sich wohl eine etwas unmotiviert asymetrische Wegeform um Ecken und herumstehende tragende Säulen herum. Vielleicht haben sie es ja doch nicht getan.

Aber das wichtigste fehlt uns ja immer noch. Wir wollen uns anmelden! Wo ist die Anmeldung? Hierfür müssen wir uns umdrehen, denn betritt man das Foyer, hat man die ebenfalls nachträglich als Glasvitrine eingebaute Anmeldung im Rücken! Und wenn man dann darauf zugeht, sieht man auch die dort sitzenden Ansprechpersonen tatsächlich erst einmal von hinten, inklusive ihrer Unterlagen und des Krams unter ihrem Tresen. Man selbst muss um eine Ecke herum, um schließlich von vorne mit jemandem sprechen zu können.

Zugegeben, die Aufgabe, in diesem Eingangsbereich die von den Architekten mutmaßlich vergessene Anmeldung noch nachträglich einzubauen, war keine ganz leichte, aber die hier gefundene Lösung muss einen ansonsten ruhigen und gefestigten Feng-Shui-Lehrer zur schieren Verzweifelung treiben. Ein raumgliederungstechnisches Worst-Case-Scenario! In Betrachtung des gesamten Raumes mit seinen diversen Wegen, Bereichen und konkurrierenden Designstilen, frage ich mich, selten verblüfft, wie logisch und technisch ausgebildete Menschen in der Lage sind, einen derart absurd verschobenen Quark zusammenzubauen?

Aber wir sind noch nicht durch. An der gläsernen Anmeldung weist man uns den Weg zur nächsten Anmeldung: rechts. Dort laufen wir zuerst auf den Zugang zu einem klassischen Krankenhausflur zu, aber halt! Ein riesiger roter Pfeil zeigt uns, dass wir noch rechtser gehen müssen. Wand an Wand mit der gerade verlassenen Anmeldevitrine führt uns nämlich eine jüngstmoderne Glastür, nun wiederrum in derselben Laufrichtung mit der wir ursprünglich das Foyer betraten, in eine andere Welt. Dieser Raum nun atmet ganz den Style der 2010er Jahre. Teppich, helles Holz, gepolsterte Sitzbänke, die in ihrer Grundform zwar an frühere Formen gepolsterter, an Wänden entlang gezogenener Sitzbänke erinnern, etwa an das Streamline-Design der 1950er, dabei jedoch cool abgeklärt reduziert und damit auf eine schwer zu fassende Art "verunformt" wurden. Die Farbtöne greifen natürlich zeitgemäß irgendwo zwischen alles eindeutige, unentschlossene Grautöne laden ein. Die Wände werden von unregelmäßig daran geklebten Abschnitten eines offensichtlich computergenerierten, gewollt wohl an einen Sonnenuntergang, tatsächlich aber eher an loderndes Feuer errinnernden Bildstreifens "strukturiert". So schafft man Raumstimmung.

Wir ziehen eine Nummer, nehmen Platz neben Kunstpflanzen in mediterran angehauchten, aber gleichermaßen formverzeitigten Kübeln und blicken auf mehrere Flachbildschirme, ob unsere Nummer darauf wohl erscheine. Irgendetwas ist merkwürdig an diesem Raum, was es ist, erschließt sich aber erst nach einer Weile. Obwohl klare Gradlinigkeit vortäuschend, ist alles hier irgendwie schräg angeordnet und gegeneinander versetzt. Die im Raum stehenden Polster scheinen mit ihren Kanten in die anderen, an der Wand entlanggeführten hineinstechen zu wollen. Der Grundriss des Ganzen muss von oben wie eine Art zerbrochener Stern wirken. Und die Lichtbänder in der Decke, sie sind wie Mikadostäbe versetzt und verdreht hingewürfelt. Keine Frage, das hier ist ultrapostmodern. Und vielleicht wollte ja der hier tätige gestaltende Geist, inspiriert von der funktionalen Wirrsal der 40 Jahre älteren Eingangshalle, dieser in dekonstruktivistischer Manier nochmal einen draufsetzen???

Dessen Publikum, Menschen, die aufgrund eines gesundheitlichen Problems hierher gekommen sind, sitzt verstreut und nicht wirklich behaglich in dieser Skulptur herum.

Zwei laff von der Decke baumelnde Pappschilder weisen rot-frischeperlig darauf hin, dass es irgendwo hinter einem der langen, im Raum stehenden Holzelemente einen Coca-Cola-Automaten geben soll. Man müsste um das Holz herum, an der Wand entlang um eine Ecke in einen Winkel hineinwandern, dann würde man ihn vielleicht finden. Oder auch nicht. Ein paar Überraschungen werden sicher auch hier noch eingebaut sein.







 
 
20
01 13
Joseph Beuys und seine Klasse
"Es wäre mir am liebsten einen Zustand zu erzeugen, wo die Studenten sich selbst lehren und lernen. Ich leite dass vielleicht ein bißchen ein. Ich versuche, diesen Zustand zu erreichen, dass also das Lehrer-Schüler-Verhältnis (...) einfach oszilliert. Dass derjenige, der hört, der Schüler ist, und derjenige, der spricht, der Lehrer ist. In dem Augenblick, wo es wechselt, wechselt auch das Lehrer-Schüler-Verhältnis."

So erläutert Joseph Beuys das Prinzip seiner Lehrtätigkeit. Vielleicht die Idealvorstellung eines Lernprozesses unter Menschen, aber auch sehr fordernd und höchst anspruchsvoll, sowohl für die Schüler, denen ein hohes Engagement, Mit- und Vorausdenken abverlangt wird, als auch für die Lehrer, die jederzeit dazu bereit sein müssen, im nächsten Moment schon wieder Schüler zu sein.

Der 1971 im Auftrag des Saarländischen Rundfunks entstandene Film "Joseph Beuys und seine Klasse", erlaubt Einblicke in Beuys Lehrtätigkeit in der Kunstakademie Düsseldorf. Die Autoren des Films geben sich vordergründig objektiv, doch in manchem Off-Kommentar schwingen ihre Zweifel mit. Ist das vielleicht doch alles intelektueller Humbug?

Nicht umsonst sagt Beuys, er versuche dieses besondere Lehrer-Schüler-Verhältnis zu erzeugen. Dauerhaft und in einer Reinform wird es dieses prozesshaft organische Fluidum wohl nie geben. Oder aber es erfüllt sich immer in genau denjenigen Momenten, in denen es äußerlich überhaupt nicht zu klappen scheint. Das Geheimnis besteht letztlich darin, nicht so genau danach zu fragen und sich selbst das ständige Bewerten zu untersagen.

Beuys' Ziel ist, dass alle Beteiligten ihren ganz persönlichen Weg des künstlerischen Ausdrucks finden, und das bezieht er durchaus nicht nur auf den klassischen Bereich der Künste, sondern auf das ganze Leben. In Hinsicht auf die soziale Plastik sieht er seine Klasse als eine Schule, die auf jede Art von Beruf vorbereiten kann. Dementsprechend vielseitig sind die späteren Lebensläufe seiner vielen hundert Schüler, von denen bezeichnender Weise nur verhältnismäßig wenige als Künstler öffentliche Bekanntheit erreicht haben. Beuys' Ideen sind so in alle Bereiche der Gesellschaft eingegangen und wirken, oft unbemerkt, bis heute fort.

Zum Schluss noch ein Hinweis:
Unter den in diesem Film auftretenden Studenten, gibt es auch einen, so einen ernsten, ruhigen, in sich gekehrten jungen Mann mit markanten Gesichtszügen und einer dicken schwarzen Hornbrille, der Beuys die Sinnfrage stellt. Das ist Jürgen Kramer!




> Teil 2> Teil 3







 
 
12
01 13
Farbenrausch im Folkwang
Umfassende Ausstellung expressionistischer Malerei im Essener Folkwang-Museum. Große Sache, eines dieser sogenannten "Kulturereignisse", entsprechend riesig beworben, alle bekannten Namen, teils weltbekannte Werke - und so lang die Schlangen der Besucher am Freitagabend unter der leichten, harten Glasarkade des neumodernen Musentempels von Chipperfield. Voll ist es, bestürmt geradezu, nur wenn Leute rauskommen dürfen Leute rein. Mit fast der ganzen Familie stehen wir an (kalter Wind) und schieben uns dreißig Minuten lang langsam vorwärts. Ein gesellschaftliches Highlight. Dann sindwa drin. An der Kasse, an der Garderobe und vor dem Eingang zur Ausstellung jeweils nochmal das gleiche Spiel.

Endlich vor dem ersten Bild. Reiter am Strand (rosa) von Gauguin. Und "Exotische Sagen". Und dann gleich ein Van Gogh. Im Garten der Nervenheilanstalt. Ein Treffen mit, wie man meint, alten Bekannten, manch eines schon so oft gesehen - aber in echt ist es doch was ganz anderes. Hinein.

Alle da. Signac, Cezanne, wieder Van Gogh, Matisse, Derain (hier neu wahrgenommen), dann Pechstein, Heckel, Schmitt-Rottluff, Kirchner, Nolde, später Kandinsky, Münter, Werefkin, Marc - und natürlich von besonderer Intensität bei doch ganz anderer Palette: Munch. Allein für Munch lohnt jeder Weg.

Das Ausstellungsdesign natürlich highly sophisticated. Riesige glatte Wände in Grauabstufungen, Abschnittstitel in weißer Antiqua. So muss das heute. Ist ja die Kulturhauptstadt Essen. Deckenhöhe etwa 7 Meter.

Um so mehr scheint sich manches Bild so gar nicht um diesen seinen teuren Rahmen zu kümmern. Schnell und wild, bunt und lustig, alle zehn Minuten eine Landschaft oder ein Akt fertig von der Staffelei, so scheint es fast, besonders bei Heckel, ein paar von dem seinen Gemälden sind ja fast Betrug!

Ja, die Herrschaften Freiluft-Expressionisten würden sich ins farbverschmierte Fäustchen lachen, könnten sie sehen, wie man ihren Leinwänden hier gigantomanisch den Hof macht. Zu ihren Zeiten wurde ja meist nur wortgewaltig zerrissen oder schallend verlacht. Deshalb steckten ihre Galeristen die Bilder auch immer sofort nach Trocknung in besonders schwere, schwülstige, gern güldene Barockrahmen, um sich gegenüber der arrivierten Salonmalerei nicht ins Abseits schieben zu lassen. Wie wir heute wissen, ging dieses Konzept letztlich auf. Kunstcharakter zweifelsfrei anerkannt und verbrieft.

Immer derselbe Effekt - wenn ich Malerei dieser Zeit in Ausstellungen sehe, möchte ich die Bilder so gerne aus den Rahmen herausnehmen, so manch eines wird von der breiten, geschnitzen Wucht völlig erschlagen. Und im besseren Fall wirkt es schlichtweg komisch, locker zwischen zwei Pfeifchen dahingestreifte Badende von schwarz lackierter, zehnfach abgetreppter Goldleisten-Bedeutungsschwere "hervorgehoben" zu sehen.

Und die Leute! Ach! So viele auf einmal. Und alle so kultiviert, gepflegt, teuer, gediegen, teils geschmackvoll ausgefallen, und nicht wenige pittoresque mit Headset und Audioguide ausgestattet. Sie bildeten pausenlos lebendige, hin und her wogende Gruppenbilder - Thomas Struth hätte eine Aufnahme nach der anderen machen können. Beim schnellen Passieren eines übervollen Raumes meinte meine Nase, nacheinander verschiedene Blumenwiesen durchquert zu haben. Ich selbst trug ein weißes Hemd, eine schwarze Hausstrickjacke und einen rot gestreifen Strickschal, den ich mir offen wie eine Stola über die Schultern legte. Ich glaube, ich passte einigermaßen gut in diese merkwürdige Kunstwelt.

Innerhalb unserer Familie zeigten wir uns gegenseitig Lieblingsbilder (bei mir letzten Endes ein vorher nie gesehenes von Franz Marc), diskutierten über Bildwirkungen und teilweise auch einzelne Pinselstriche. Zumindest einmal gelang es uns, den Sicherheitsdienst zu mahnenden Worten bezüglich des einzuhaltenden Betrachtungsabstandes herauszufordern. Möglich ist das noch bis zum verlängerten Ausstellungsende am 20. Januar:

http://www.folkwang-im-farbenrausch.de/de/ausstellung/ausstellung.html







 
 
06
01 13
Es sollte Restaurants geben ...
... in denen nur Aufgewärmtes von Gestern serviert wird.







 
 
05
01 13
Er ist ein Narr ...
... holt ihn da raus!

Einmal im Monat gehe ich mit Ulrich Penquitt auf die Suche nach Sinn oder Unsinn, diesmal bei ständigem Auf und Ab mit Fragen nach der Natur des Menschen ...








 
 
01
01 13
The Discipline of DE
Haben Sie Vorsätze für das neue Jahr?

Im folgenden möchte ich Ihnen einen meiner absoluten All-Time-Favourites präsentieren: "The Discipline of DE", ein Kurzfilm von Gus van Sant nach einer Geschichte von William S. Borroughs.

DE steht für "do easy" - und das ist bereits der Kernsatz einer besonderen Philosophie, eines "way of living and doing things", eines Weges zu ruhiger Ausgeglichenheit und Zufriedenheit im Alltag. Nicht wenig davon ist wohl aus dem Zen-Buddhismus übernommen. Hier wird es ganz praktisch auf die Dinge und Tätigkeiten des täglichen Lebens angewendet, doch auch in weitergehendem Sinne auf alle Aufgaben, die das Leben uns stellt:

"How can you pilot a spacecraft, if you can't find your way around your own apartment?"





Nachdem ich diesen Film vor ein paar Jahren das erste Mal gesehen hatte, begann ich DE im Alltag bewußt zu praktizieren, und ich kann nur sagen: IT WORKS!

Den Gestressten und Genervten, die mit ihrem ureigensten Chaos kämpfen, lege ich dies ans Herz. Cleaning the flat is a problem of logistics. Discover the simple miracles!
Mit DE wird alles einfach, fließend und angenehm. Und das sogar, wenn es mal wirklich schnell und effektiv gehen muss: How fast can you take your time kid? ;-)

Ich wünsche einen guten Start ins neue Jahr. Do easy.







 
 
24
12 12
Frohe Weihnachten mit Goscha
Weihnachten - das Fest der Menschlichkeit. So auch in diesem russischen Trickfilm aus dem Jahre 1984.

Auf dem Plakat bei 1:16 min schreibt Goscha, dass er alle, die Weihnachten allein sind, zu sich nach Hause einlädt.



Ich wünsche allseits ein besinnliches Weihnachtsfest!
Habtet schlön!







 
 
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