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12 11 Das offene Grab
Heute vor einem Monat starb Jürgen Kramer. In der Rückschau ist es, als habe er einfach plötzlich aufgehört zu sprechen. Und nach einer kurzen Phase der Aufmerksamkeit ist auch das öffentliche Echo wieder verstummt. Alles geht seinen alltäglichen unaufhaltsamen Gang - eben genau jenen, gegen den Jürgen sich stets auflehnte, und dem er mit teils drastischen Bildern und Worten flammend gegenübertrat: lebende LeichenWer spricht weiter? Spricht er weiter? Provokant war Jürgen bis zuletzt. Als er mich im September diesen Jahres beauftragte, einen neuen Katalog mit seinen Bildern zu layouten, legte er als erstes das Titelbild fest: "Grab 2" aus dem Jahre 2011. Ich schrieb per Mail: Hallo Jürgen, Auf diesem "Alternativ-Entwurf" hatte ich das Bild "Schwalben" von 2009 ganzseitig ins Format gesetzt und den Titel weiß hineingeschrieben. Doch Jürgens Antwort kam prompt: Lieber Jesse, Das Grab - sein Programm. Er wußte - wie immer - genau, was er wollte. Auch Johannes Stüttgen wies in seiner Trauerrede auf dieses Titelbild hin: ... Jürgen Kramer hat kontinuierlich, ja bis zuletzt Gräber gemalt, durch all die Jahre bis zum letzten – das letzte Grab ist auf seinem letzten Heft „Grab 2“ 2011, auf dem Deckel abgebildet, also noch in diesem Jahr gemalt. Und wenn man ganz genau hinschaut, über dem Grab mit der Schaufel links in dem Erdhaufen, dann sieht man da weiße, ganz leichte weiße Flügel. Das offene Grab - war es schon sein eigenes? Unweigerlich denkt sich dieser Gedanke. Aber gewußt hat er doch sicher nicht, dass es schon so bald soweit sein würde? Wie der obige Mailwechsel dokumentiert, war er nach wie vor "unterwegs". Und offensichtlich stand das Grab bei ihm ja ohnehin für etwas ganz anderes. Vielleicht gar mehr für das Leben als für den Tod? Ob man nun Johannes Stüttgens Bild von Jürgen Kramer als desjenigen "der den Tod ununterbrochen versucht hat zu ergreifen, der sich auf ihn eingelassen hat, so, daß es fast unvergleichbar ist" zustimmen will, bleibt jedem selbst überlassen. Ich will an dieser Stelle auch an Joseph Beuys erinnern, der sagte: "Der Tod hält mich wach." Jürgen hatte den Druck seines letzten Kataloges durch den Verkauf des Bildes "Königin" finanzieren können. Er betrachtete das schmale Heft im guten Sinne als Werbung für sich und seine Arbeit; deshalb gab er es kostenlos ab und legte es teilweise sogar zur Mitnahme aus, z.B. im Geschäft eines befreundeten Optikers in seiner Nähe. Vor diesem Hintergrund denke ich, ich handele in Jürgens Sinne, wenn ich seine letzten "Malereien" nun auch online zur Verfügung stelle. Der Katalog kann hier als PDF heruntergeladen werden. Ich wünsche viel Freude daran. juergen_kramer_-_malereien_2009-2011 (pdf, 1,081 KB)
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