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Ein Quartett für Streicher
Die deutsche Nationalhymne. Gespielt wenn Soldaten in Reih und Glied stehen, wenn ein neuer Präsident antritt oder wenn Deutschland sich wiedervereinigt, und dann oft mit Dschingderassabums! Und Mitsingen!

Geliebt, gehasst, ertragen - das hängt wohl von der jeweils eigenen Einstellung ab.

Gesungen wird die dritte Strophe des "Deutschlandliedes", das Hoffmann von Fallersleben 1841 auf Helgoland schrieb. Die erste Strophe mag man hierzulande nicht mehr, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.

Von Fallersleben schrieb sein Lied auf eine Melodie von Joseph Haydn, das sogenannte "Kaiserquartett" aus dem Jahre 1797, das einem ungarischen Grafen gewidmet war.

Dieses Quartett war aber wiederrum nur eine Variation über das Thema des bereits 1796 von Haydn komponierten "Kaiserliedes", das mit den Eingangsworten "Gott erhalte Franz, den Kaiser" lange als Österreichische Nationalhymne fungierte. Für jeden neuen Kaiser wurde einfach der Text angepasst.

Es scheint allerdings so, als habe sich Haydn beim Komponieren dieser Melodie von einem alten kroatischen Volkslied inspirieren lassen, das er mutmaßlich aus seiner Kindheit kannte: "Stal se jesem" ("Ich bin aufgestanden"). Dessen Melodie stimmt tatsächlich bis zur 14. Note mit der von Haydn komponierten überein.

Darüberhinaus haben aber auch Komponisten wie Telemann, Bach und Mozart irgendwann einmal Themen mit mehr oder weniger großer Ähnlichkeit verwendet. Ob zufällig oder nicht ist nicht immer zu klären. Und später bedienten sich auch Beethoven, Mozart, Schuhmann, Strauß, Smetana und diverse andere bei dieser Melodie. Die Zahl der Varianten ist groß, ebenso wie die der möglicherweise darauf zu singenden Texte, und das durchaus nicht nur in deutscher Sprache.

Wer mehr wissen will, der klicke sich einfach von Wiki-Artikel zu Wiki-Artikel. Es ist spannend.



Derweil und aus aktuellem Anlass des heutigen Feiertages möchte ich an dieser Stelle den Blick - pardon - das Gehör jedoch einmal ganz von den historischen Dimensionen dieses Stücks Musik ab- und auf seine musikalische Eigentlichkeit hinlenken.

Denn es ist eine, wie ich finde, im Grunde einmalig schöne Melodie. Leicht und feierlich, dabei jedoch ganz unpathetisch, eher ruhig und schwebend. Außerdem raffiniert im Auf und Ab ihrer Melodielinie und in Gänze betrachtet geradezu perfekt in sich geschlossen.

Diese Qualität erschließt sich natürlich kaum, wenn man beim Hören ständig wehende Flaggen oder gar die Nasen irgendwelcher Bundeskanzler/innen plastisch vor Augen hat. Mental herunterzusteigen von der so immanenten politischen, ideologischen und alltäglichen Bedeutungsebene dieses Musikstücks bis hinunter zur einfachen Wahrnehmung dessen, was es im Grunde ja ist, ein Kunstwerk nämlich, das ist unter Umständen für den einen oder anderen nicht leicht. Doch lohnend - wie eigentlich immer, wenn's um Kunst geht!

Natürlich sollte man fort vom rhythmisch rumorenden Militärkapellensound, zurück zum Original - einem Quartett für Streicher. Hier ist Haydns "Kaiserquartett" gespielt vom Apollon Musagete Quartett:





Joseph Haydn übrigens mochte seine eigene Komposition sehr:

"Ich spiele das Lied an jedem Morgen, und oft habe ich Trost und Ergehung daraus genommen in den Tagen der Unruhe. Mir ist herzlich wohl, wenn ich es spiele, und noch eine Weile nachher."








 
 
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