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05 14
Schwarzfahrer
Der Kurzfilm-Klassiker von Pepe Danquart, 1992
Und er verliert nie an Aktualität ...








 
 
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05 14
Aus tiefen dunkelfarbigen Traumschichten zog es ihn nach oben. Seine Lider wurden leichter; er erwachte. Noch lag er auf dem Bett in der Haltung, in welcher er bis gerade geschlafen hatte, und wie ein nicht zerfallener Traum, wie eine Linie, die sich trotz seines Erwachens einfach unbekümmert fortsetzte, spielte in seinem Kopf eine Jazzband. Nicht aus irgendeiner verschwommenen Ferne her klang sie, sondern laut, ganz nah an seinem Ohr, wie eingeschaltet, intensiv und mitnehmend. Er begann unwillkürlich mit dem Finger zu wippen. Da war ein rasend schnell treibendes Schlagzeug, mal wie ein atemloser Lauf, dann wie eine kleine kräftige Maschine auf Fell und Metall schlagend. Dahinter ein klopfender Bass, der dunkle warme Töne in diesen energischen Stoff wob. Sekundenkurze, knackige Bläsersätze akzentuierten das Ganze, fast mehr zwischen als mit ihren Klängen wirkend. Und im Vordergrund dieses Klavier, das gerade sein Solo spielte. Kein lackglänzender Flügel war das, sondern ein einfaches, unprätentiöses Upright-Piano, wie es in jeder Bar stehen konnte, kurzatmig im Klang, jedoch voll und bestimmt, Kapriolen schlagend hinauf und hinunter, melodische Grenzen ganz bewußt missachtend und verschiebend. Jazz vom besten war das, ganz dabei, ganz in Klang und Rhythmus. Jazz, wie er früher einmal viel gespielt wurde und wie er heute nur noch selten jemandem gelang. Und der lief einfach ganz von selbst in seinem Kopf, wie er dort mit noch immer geschlossenen Augen auf der Matratze lag. Kein einziger Ton schien von ihm erdacht, von irgendwo anders her kam all das. Hier und dort mal ein paar Klangfolgen, die er aus irgendeiner Aufnahme zu kennen glaubte, doch dann wieder ganz frei sich davon lösend und improvisierend lief das Klavier lebendig immer weiter, stets vollkommen getragen von Bläsern, Bass und Schlagzeug. Er glaubte jedes einzelne der Instrumente klar herauszuhören. Ihm kam in den Sinn, dass er selbst kein einziges davon spielen konnte, nicht einmal im Ansatz. Er raffte sich hoch. Der Tag wartete.







 
 
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05 14
Loriot ohne Worte
Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, machte sich wie kaum ein anderer um die Erforschung und Pflege der deutschen Sprache verdient. Kommunikation mit all ihren Gepflogenheiten, aber auch gerade die Störung derselben, waren ihm unerschöpfliches Themenfeld und beredter Spiegel des Menschlichen.

Allgemein weniger im Bewußtsein ist, dass gerade er bisweilen auch auf Worte verzichten und seine Figuren völlig wortlos agieren lassen konnte - was jedoch mitnichten heißt, dass sie dabei zu kommunizieren aufhörten. Auch schweigend entrinnen sie nicht dem engmaschigen Netz von Peinlichkeit und Mißverständnis.


Die Bananenschale
Ein Filmchen, das ein wenig an Tati und seinen ebenfalls schweigsamen Monsieur Hulot erinnert.





Das Flötenkonzert
... bleibt völlig tonlos. Eine wortlose Kettenreaktion verschlägt dem Solisten die Sprache.





Das schiefe Bild
Dieser Klassiker beweist: Der Feingeist Loriot hatte auch Sinn für richtigen Slapstick!








 
 
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05 14







 
 
01
05 14
The World's Coolest Kid
"Henry's Concepts", eine Tapestry von Alex Neary:



Ganz frei Künstler sein, Ideen aus dem Werweißwoher schöpfen und umsetzen, ohne Regeln, ohne historischen Ballast, niemandem gefallen oder genügen müssen - einfach tun ...

... ein Privileg der Kinder?







 
 
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04 14







 
 
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04 14
Wie beginnt man einen freien Tag?
- Autorhythmisch induziertes Vigilieren ... äh, ich meine wach werden ohne Wecker

- . . .

- Lesen einer "lieblosen Legende" von Wolfgang Hildesheimer: "Aus meinem Tagebuch", eine Geschichte über die Universalität von Gedenkreden und Kunstexpertisen.

- Lesen eines Textes über Gebrauchsdesign in der DDR, verfasst im Dezember 1989. Der (westliche) Autor gibt darin seiner Erwartung Ausdruck, die Ost-Gestalter könnten sich im kommenden digitalen Zeitalter mit nüchtern-praktisch-funktionalem Öko-Design einen festen Platz in der Design-Welt sichern. Ja ...

- In eben jenem Buch unerwartetes Wiederfinden eines Exlibris, das ich am 7. März 2002 während meiner postmodernen Auflösungsphase für mich selbst gestaltet habe:





- Das lege ich nun in den Band "Tiere der Urzeit" mit den wunderbaren Illustrationen des tschechischen Saurier-Malers Zdenĕk Burian.

- Was mag noch kommen?







 
 
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04 14







 
 
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04 14







 
 
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03 14
Das große Herz


18 Jahre alt ist der junge Mann auf diesem Foto.

Zu diesem Zeitpunkt hat er noch viel vor sich.

Gerade ist er aus seinem Elternhaus ausgezogen. Jungsporn mit langen Haaren gegen Vater - man kann es sich denken. Er zieht in eine kirchliche Jugendgruppe, lebt frei und alternativ, in vollen Zügen, probiert vieles aus, hört Musik von Beatles bis Bach, will Schriftsteller werden, verlegt sich dann aber auf das Verfassen ausgefeilter Liebesbriefe. Mit den Mädchen kann er es, er, der wilde, aber auch schüchterne und sehr gefühlvolle junge Mann.

Er kommt in Kontakt mit dieser und jener politischer Strömung und mit verschiedenen Weltanschauungen, das ganze Zeitgeschehen. Er nimmt vieles mit, baut auch mal Bockmist, etwa als er ein Auto, das ihm nicht gehört, in den Graben setzt. Unzählige Geschichten wird er später über diese Zeit zu erzählen wissen. Er probiert auch Drogen, und nicht wenig, er gerät gar über Jahre an die Flasche, doch er kommt wieder los.

Seine erste Ehe, ein Kind, eine kleine Tochter. Doch dann wieder: Scheidung, Rückkehr zu den Eltern, jedoch mit der Tochter. Sie ist nicht gesund, herzkrank und entwicklungsverzögert, jedoch ein ganz besonderer Mensch, ein Kind von Fröhlichkeit. Als sie nach langem Kampf und verschiedenen Operationen schließlich nicht mehr aufwacht, bricht für den jungen Mann eine Welt zusammen. Niemals wird er sein kleines Kind vergessen, immer bleibt sie ein Teil seines Lebens.

Seine zweite Ehe, aus der wiederrum Kinder hervorgehen: über zwanzig Jahre lang - aber nie völlig erfüllt, nie wirklich Liebe, immer mit einem Teil von Unehrlichkeit, in gewisser Weise wohl auf beiden Seiten. Am Ende viel Streit. Schwere Jahre.

Und dann schließlich etwas Seltenes: eine ganz neue Liebe, plötzlich gefunden, keine Zweifel, die Partnerin für's Leben, schönste Momente. Kaum zu glauben. Eine riesen Sache. Beide wagen den Sprung, verlassen füreinander ihre Partner und die gerade erwachsen werdenden Kinder. Sie machen Träume wahr, ihr beider neues Leben - ein Wunder. Gemeinsam wohnen sie in einem kleinen Haus im Grünen. Er schreibt noch immer, Gedichte, nun auch für sie.

Doch dann ein Schatten: Krankheit. Bei ihr ist es MS, es beginnt eine schleichende Lähmung, Nerv für Nerv, es gibt keine Heilung. Und bei ihm - Krebs. Er kann ihn für's Erste besiegen, doch es ist klar, der Krebs wird wiederkommen. Früher oder später. Beide wissen, dass sie nicht alt werden können, ihre Zeit läuft ab.

Die Krankheit zwingt sie, ihr Haus zu verlassen und in eine barrierefreie Wohnung in der Innenstadt zu ziehen. Traurig ist das, doch sie wissen, es ist der Lauf der Dinge. Eine Lebensphase ist beendet, es beginnt eine andere, offenbar die letzte. Doch das wichtigste: ihr Miteinander, ihre Liebe.

Ihre letzten gemeinsamen Jahre, eingeschränkt, im Zeichen der Krankheit - aber erfüllt. Neue Kontakte, neue Freunde, gemeinsam beteiligen sie sich an einem Buchprojekt, er schreibt viel im Netz, sie, bereits bettlägerig, gelähmt und stark pflegebedürftig, bleibt im Privaten. Eine Künstlergruppe realisiert gemeinsam mit ihm eine Ausstellung seiner Texte und Bilder, man könnte sagen: in letzter Minute.

Denn es kommt, wovon er seit langem wußte, dass es wieder kommen würde: der Krebs. Noch einmal nimmt er den Kampf auf. Das schlimmste an dieser Phase: dass sie beide sich trennen müssen, er ins Krankenhaus, sie ins Pflegeheim. Die schönsten Momente: wenn sie sich sehen können.

Dann eine Aufhellung, es geht ihm besser, sie können wieder in ihre gemeinsame Wohnung zurückkehren, noch einmal, sie verleben letzte Tage, letzte Stunden. Doch dann, ganz plötzlich, packt es ihn und wirft ihn vor ihren hilflosen Augen zu Boden, der Tod.



Er hatte es seit vielen Jahren gewußt, es war der vorhersagbare Verlauf einer unheilbaren Krankheit. Und er hatte seinen Frieden damit gemacht. Er sagte, er habe so vieles erlebt, gelebt und durchlebt, er habe die Hölle durchwandert und den Himmel durchflogen - es sei gut. Was noch käme, er würde es mit Freuden nehmen, doch wenn dann Schluß sei - er wäre bereit.

Er lebte seine letzten Jahre in einer ruhigen, heiteren Freundlichkeit. Und in großer Liebe zu seiner Partnerin. Er sagte, wenn ihn sein Leben mit dessen vielen Aufs und Abs, seinen Irrwegen und Öffnungen, seinen Trauer- und Glücksmomenten eines gelehrt habe, dann dass nur glücklich werden könne, wer ehrlich und offen sei.

Als einen solchen Menschen habe ich ihn kennenlernen dürfen.
Er war ein weites großes Herz - Günter Kania.







 
 
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